Das laute, grobe Kastagnettenspiel der Schüler im Tanzunterricht ihrer Eltern störte sie so sehr,
dass sie schon als kleines Mädchen begann, den Klang ihrer Kastagnetten intensiv zu studieren und zu verbessern. Später analysierte sie auch die Form der Kastagnetten und erarbeitete mit den Kastagnettenbauern
eine optimale Form für einen guten, präzisen Klang.
Sie entwickelte eine hervorragende Spieltechnik mit hohem musikalischen Anspruch und begann, die Kastagnetten als Konzertinstrument einzusetzen.
Damit belebte sie die Praxis der Barockzeit wieder, die Kastagnetten nicht nur als Rhythmusgeber im Tanz, sondern auch als Soloinstrument,
als Konzertkastagnette zu verwenden.

Als Tänzerin war sie sehr virtuos und über die Maßen ausdrucksstark, als Choreographin erneuerte sie den spanischen und andalusichen Tanz, sie schlug eine Brücke zwischen dem Neoklassizismus und der Avantgarde ihrer Zeit. Auf ihren zahlreichen Reisen studierte sie überall die Tänze und die dazugehörige Tanzkleidung, bzw. die regionaltypischen Trachten. In ihren Tanzschöpfungen hat sie den spanischen Tanz auf eine ästhetische Höhe gehoben, die bis dato unerreicht war – sowohl in den Choreografien als auch in den Kostümen und Requisiten und ihrer unnachahmlichen Gestaltung. Sie arbeitete mit den bedeutenden Musikern Manuel de Falla, Enrique Granados, Isaac Albéniz und Federico García Lorca zusammen.
La Argentina kam 1890 in Buenos Aires zur Welt, als ihre spanischen Eltern auf einer mehrjährigen Tournee durch Südamerika waren. Ihre Eltern waren Tänzer und Tanzpädagogen und unterrichteten sie von klein auf. Als sie 6 Jahre alt war kehrten die Familie nach Madrid zurück. 1899 schickte ihr Vater sie zum Studium an das Konservatorium in Madrid. Dort lernt sie Ballett, Gesang und Musiktheorie.

Ihr Vater starb 1903 viel zu früh. Sie startete daraufhin ihre professionelle Karriere und wechselte vom Ballett zum spanischen Tanz. Mit gerade einmal 14 Jahren debütierte sie am Teatro Romea in Madrid und am Teatro Apollo. Eine Gruppe Intellektueller organisiert ihr ein Recital am Ateneo de Madrid, das ein voller Erfolg wird. Sie ist die erste Tänzerin, die in diesem Theater auftreten darf. 1911 ging sie nach Paris und tourte anschließend durch Deutschland, Belgien, England und Russland.
Sie erweitert ihr Repertoire um Werke von Albéniz und Granados. 1915 Amerikatournee von Buenos Aires bis New Yorck. Ab 1918 erarbeitet sie eine erste Version des Amor Brujo von Manuel de Falla, die 1925 im Pariser Trianon Lyrique uraufgeführt wird. Es wird ein durchschlagender Erfolg. Danach internationale Tourneen: Ägypten, Indien, Philippinen, China, Japan, USA, Tschechoslowakei, Österreich, Schweden, Italien, England …. Sie gilt als erste Tänzerin ihrer Zeit.

1929 gründet sie das erste Ballettensemble für spanischen Tanz: Compañia de Baile Español und präsentiert es in der Opera Comique de Paris mit großem Erfolg. In der spanischen Tanzgeschichte gibt sie damit den Impuls für die Gründung spanischer Tanzkompanien. Und für die Konzertkastagnetten beginnt mit La Argentina der Weg auf die Konzertbühnen der Welt.

1936 hatte sie in Paris viele bedeutende Auftritte und Galas und war körperlich und mental sehr erschöpft. Ihre Ärzte verordneten ihr Ruhe. Sie zog sich in ihre Villa Miraflores in Bayonne zurück. Am 18. Juli 1936 verstarb sie dort an einem Herzinfarkt. Sie hatte gerade von dem Militärputsch der Frankisten in Spanien erfahren, brach plötzlich zusammen und sagte: ‚Was passiert mit mir?‘.
Die Nachricht von ihrem Tod verbreitete sich über die ganze Welt und stand auf den Titelseiten der Zeitungen. Sie wurde die ‚Götting des spanischen Tanzes‘, die ‚Königin der Anmut‘ und ‚Pavlova des Flamenco‘ genannt.
