Die Kastagnetten gehören zu den Idiophonen, den Selbstklingern oder Selbsttönern. Die Vorformen der Kastagnetten gelten als eines der ältesten Instrumente der Menschheitsgeschichte.

In der Barockzeit wurden Kastagnetten im Tanz und auch bereits als Konzertinstrument in ganz Europa eingesetzt. Das Erlernen der Tanzschritte und Choreographien war Teil der Ausbildung eines Ehrenmannes. In den Balletten wurden politische Statements vermittelt, Diplomatie betrieben und die Herren zeigten im Tanz ihre Fitness.

Ludwig der XIV. war ein ausgezeichneter Tänzer und Kastagnettenspieler. Er tanzte mit 15 Jahren die Sonne in dem Ballett ‚Ballet Royal de la Nuit‘ mit unglaublichem Erfolg. Seitdem nannte man ihn den Sonnenkönig – Roi Soleil.

Louis XIV
Tanznotation Feuillet 1700

Und es gab bereits eine Kastagnettennotation mit 1 Notenlinie, zu sehen in dem 1700 erschienen Buch von R. A. Feuillet (1660?-1710): Choreographie ou l’Art de decir la danse.
Hier links unter der Notenzeile ganz oben ist die Notation der Kastagnettenstimme zu sehen.

Übrigens: Emma Maleras entwickelte eine Kastagnettennotation im Bigramm, die heute weit verbreitetet ist. Dazu finden Sie hier einen kurzen Beitrag.

In der spanische Tanzgeschichte gab es immer schon einen regen Austausch zwischen den Tänzen der sehr tanzbegeisterten Bevölkerung und den Bühnentänzen und damit eine starke gegenseitige Beeinflussung. So entstand eine große Vielzahl an Tänzen und neuen Tanzschritten. Und die Kastagnetten – genannt Castañuelas oder auch Palillos – gehörten als rhythmische Begleitung der Tänze immer dazu.

Auch das Ballet entdeckte die spanischen Tänze und die Ballerinen der Zeit studierten diese Bolerotänze und feierten damit sehr große Erfolge. Allen voran Fanny Elßler (1810-1884) mit der Cachucha.
Aus den ‚Bailes Nacionales‘, ‚Bailes Andaluces‘, ‚Bailes de Palillos‘, ‚Bailes Boleros‘ entwickelte sich Mitte des XIX. Jh. der Flamenco, wurde professionell und verdrängte die sogenannten Bolerotänze von den Bühnen.
Viele der bedeutenden Tänzer der Zeit beherrschen die Bolertänze und den neu entstehenden Flamencotanz, z.B. Amparo Álvarez Rodríguez ‚La Campanera‘ (1828-1895).

Fanny Elßler - Cachucha

Die Kastagnettenspiel in den Flamencostilen verliert an Bedeutung und im Tanz der Flamencas wurden die graziösen Handbewegungen, die Handkreise, immer wichtiger.

Seit Antonia Mercé, die legendäre ‚la Argentina‘ (1890-1936), begann wieder erste Kastagnettenkonzerte zu spielen, haben sich die Kastagnetten immer mehr von einem Tanzrequisit zu einem selbständigen virtuosen Instrument entwickelt.

Einige bedeutende spanische Tänzer und Tänzerinnen folgten ihrem Beispiel und die Konzertkastagnetten, wurden immer beliebter:
Encarnación López ‚La Argentinita‘ (1895-1945), Vicente Escudero (1895-1980), Carmen Amaya (1913-1963), Pilar López (1812-2008), Antonio Ruiz Soler (1921-1996) …

Außerdem begannen Carmen Amaya und Pilar López, die Kastagnetten in einigen Flamencostilen einzusetzen. Auch das setzte sich immer mehr durch. Heute ist es durchaus üblich in den verschiedenen Cantiñas, in der Caña und der Siguiriya Kastagnetten einzusetzen.

Amparo de Triana por Siguiriya

Nach Antonia Mercé ‚La Argentina‘ brachten José de Udaeta und Lucero Tena die Konzertkastagnetten auf viele Konzertbühnen der ganzen Welt und Emma Maleras (1919-2017) entwickelte neben Ihren Auftritten, Konzerten und ihrer langjährigen Arbeit als Tanz- und Musik-Pädagogin eine Methode zum Studium der Kastagnettentechnik für Tanz und für die Konzertkastagnetten: Método de Castañuelas, kurz EL Método.